Geschichten

Abends trifft man sich gern in Bitter oder Herrenhof auf einer der Bänke – oben auf dem Deich oder unten an der alten Eiche im Dorf. Dann öffnet sich manches Mal ein Fenster in die Vergangenheit. Denn wie gern wird auch „von Früher“ erzählt. Hören wir mal zu.

Dieses „Früher“ umfasst insgesamt rund 700 Jahre Dorfgeschichte. Nach den Deichbauten durch Friesen im 13. Jahrhundert entwickeln sich auf der rechten Elbseite erste Siedlungen auf natürlichen Anhöhen. Dazu gehören Brandstade, Domäne Herrenhof (der Herren von Hitzacker zu Dötzingen), Bitterwerder im Vordeichland und eben Bitter.

Immer wieder zieht es Heinrich R. auf den Deich beim Denkmalhof. Denn von dort hat er einen guten Blick ins Vorland, wo noch die alten Linien der Sommerdeiche zu sehen sind. Sie schützten die Häuser von Bitterwerder. Die Höfe wurden 1974 abgerissen. „Heini“, wie ihn alle nennen, ist dort aufgewachsen. Seit Jahrzehnten sammelt er alles über Bitterwerder und ganz besonders über das Gasthaus zur „Kastanie“.

Neulich war so ein spontanes Treffen auf der Bank rund um die mächtige Eiche in Bitter an der Bushaltestelle (mit Büchertausch). Bis 1974 war hier Wiese, wird erzählt, der Baumriese mitten drauf. All die vielen Jahrzehnte zuvor beschirmte er Blaskapelle und Tanzboden beim Dorffest, war auch natürlicher Blitzableiter für die umstehenden Höfe.
Die heutige Kreisstrasse entstand erst, nachdem der Metallstreckzaun auf dem Deich fertig war. 1974 war das. Bis dahin war jahrhundertelang der Weg auf dem Deich die einzige Verbindung zwischen den Dörfern. Hier bei der Eiche führte ein „Modderweg“ vom Deich herunter Richtung Norden nach Kaarssen. Vorbei an den Baracken, die Mitte der 1950er Jahre die Grenzer gebaut hatten.

Auf dem Elberadweg herrscht vom Frühling bis in den Herbst lebhafter Verkehr. Viele Radfahrer halten an der nächsten Bank an, holen Karten oder ihr Handy heraus. „Ist das Hitzacker da drüben?“ - „Ist da der Weg zur Fähre?“ Ja und Ja. Hier oben neben dem Findling als Erinnerung an den Deichbau 2002 und dem kleinen Bronzezwerg bietet sich ein fantastischer Blick über die Elbe und das weite Vorland. Hier sind Hitzacker und Bitter sowie Bitterwerder seit Jahrhunderten mit einer Fähre und alten Wegen verbunden. Hier an dieser Wege-Gabelung stand einst auch die Domäne „Herrenhof“. Ein Gutshaus mit Wintergarten, Viehställen und großem Bauerngarten. Ursprünglich gehörte es als „Zweigbetrieb“ (Vorwerk) den Herren vom Gut Dötzingen in Hitzacker. 1848 lebten in den beiden bewohnten Häusern 39 Menschen. Später wurde die Domäne verstaatlicht. Heute ist nur noch ein Teil der Scheune erhalten. In der DDR-Zeit wurden die Gebäude abgerissen und an ihre Stelle das Haus für den „Strombau“ gebaut. Auch heute ist das Wasser- und Schifffahrtsamt dort untergebracht.